Wie mit Freundin umgehen die sagte ich habe mein Baby krank gemacht „Lucky Girl Syndrome“?

Ich weiß nicht ob es hier richtig ist, es geht um eine gute Freundin, keine Partberschaft. Bitte ggf. verschieben. Danke!
Ihr habt bestimmt schon vom „Lucky Girl Syndrom“ gehört. Man muss sich nur lange genug was positives vorstellen und dann zieht man automatisch diese positive Sache an. Stichwort Gesetz der Anziehung. Nun habe ich so eine Freundin, die mir eigentlich mal ganz arg lieb und eine große Stütze war. Die ist aber voll von diesem positiven Denken überzeugt. Durch ihren Umzug ins Ausland ist unser Kontakt etwas verloren und wir sahen uns Dezember 2022 auf meine Initiative mal wieder. Ich war zu diesem Zeitpunkt schwanger und hab gerade auf das Ergebnis des NIPT gewartet, fragt nicht wieso, ich war nicht positiv, wahrscheinlich Bauchgefühl.

Es kam zur Sprache dass ich schon seit Anfang der Schwangerschaft Angst habe um die Gesundheit des Babies und sie sagte voller Überzeugung: du musst aufhören so zu denken sonst ziehst DU eine Krankheit zu deinem Baby. DU hast alles in der Hand. DU bist sonst schuld wenn’s was hat.

Tja am gleichen Abend kam der Anruf des Gyn: Trisomie 18. ich habe mich seither nicht mehr bei der Freundin gemeldet, ich habe irgendwie ein doofes Gefühl. Ich bin sauer auf sie weil sie mich hingestellt hat als ob ich das Baby krank gemacht habe.

Nun überlege ich, mich mal wieder bei ihr melden, weiß aber einfach nicht wie 🤷🏼‍♀️ hat jemand eine Idee wie ich damit umgehen kann? Ignorieren geht kaum, es ist kein Baby da. Und ich möchte ehrlich gesagt nicht hören dass ich selbst schuld bin

Bearbeitet von Kitt42
2

Es tut mir sehr leid, was du durchgemacht hast!

Meine Frage ist, welchen.Mehrwert hat diese Freundschaft, dieser Kontakt zu ihr für dich noch?
Möchtest du den Kontakt aus nostalgischen Gefühlen?

Ich habe ein großes Problem mit dieser "toxischen positivität". Das ist esoterischer Killefitz.
Es belastet Menschen, die erkranken oder Schicksale erleben sehr schwer. Dabei ist es entweder Zufall oder genetische Disposition etc.
Nichts davon passiert, weil wir zu schlecht gedacht haben.
Dabei ist es schlicht nicht wahr.
Du hast ein Kind verloren. Eine Freundin sollte dir zur Seite stehen und dich auffangen und dir nicht einreden, dass du schuld bist. Denn das bist du nicht!

Bearbeitet von Inaktiv
16

Danke für Deinen Denkanstoß. Tatsächlich ist es mehr aus Pflichtgefühl oder nostalgischen Erinnerungen. Sie hat sich seit sie ins Ausland gezogen ist nicht gemeldet. Vielleicht sollte ich mir darüber echt mal Gedanken machen.

1

Die ewige Frage warum passieren schlimme Dinge. Tja wir wissen es nicht, ganz einfach.

Aber einige können mit dem "wir wissen es nicht" und der damit verbundenen Unsicherheit einfach nicht umgehen und suchen nach Erklärungen und dem Gefühl der Kontrolle wie z.b. deine Freundin.

Falls du dich mit ihr triffst und sie wieder damit anfängt würde ich ganz klar kommunizieren, das dass völliger Blödsinn ist und sie dich damit zufrieden lassen soll - fertig.

3

Rein biologisch gesehen, war die Erkrankung leider vom ersten Moment der Schwangerschaft da. Auch positives Denken hätten da nichts retten können.

Aber ich kann verstehen, dass du kein Gespräch mit ihr führen willst. Hätte ich auch keine Lust drauf. Wenn du den Kontakt noch willst, musst du dich darauf vorbereiten. Also du kannst es ihr erzählen, aber auch direkt sagen, dass sie nicht mit dieser Sache anfangen muss, da das Kind bereits vom ersten Moment an krank war. Ob sie sich damit zufrieden gibt, kannst nur du einschätzen.

4

Was für ein Blödsinn.

In der Soziologie gibt es den Ausdruck der selbsterfüllenden Prophezeiung, diese betrifft doch aber nicht spürbare, reale Fakten, sondern damit wird zB der Placebo Effekt erklärt, oder zwischenmenschliche Beziehungen und warum unser Gegenüber sich manchmal genau so verhält wie wir es von ihm denken/erwarten.
Wir sind doch aber keine Magier und können Krankheiten herbeiführen oder verschwinden lassen, das ist doch Quatsch.

Das ist eine vollkommen überzogene Vorstellung von "positive Einstellung hilft beim Genesen". Wenn man rein durch positive Gedanken Krankheiten auf Abstand halten könnte, dann wäre das ziemlich cool. Wir sind aber nicht bei Harry Potter.

Aber wie die Vorschreiberin schrieb: manche Menschen kommen mit dem Ungewissen nicht klar und halten sich an solchen Generalisierungen fest. Das ist vollkommen okay, du darfst dich aber sehr deutlich davon distanzieren und musst dir auch sicher keine Schuldgefühle einreden lassen. Das würde ich bei erneutem Kontakt auch definitiv vehement unterbinden.

Warum willst du dich wieder bei der Freundin melden?

Und: Mein Beileid zu deinem Verlust!

10

"positive Einstellung hilft beim Genesen".

Dein Beitrag trifft es so gut!.
Zumal man ja z. B. in der onkologischen Psychotherapie von diesen "Narrative" inzwischen Abstand nimmt. Weil eben gerade diese Umkehr, dass man selber Verantwortung für die Erkrankung trägt, viele Patienten zusätzlich belastet und sie davon Gefühl bekommen könnten, zu versagen, wenn es ihnen mal nicht gut geht. Dabei sind alle Gefühle und Emotionen in Ordnung. Generell geht die Psychotherapie davon weg und sieht alle Emotionen und Gefühle als wichtig und richtig.

15

Zumal das ja auch Quatsch ist negative Gefühle mit auferzwungenem Positivismus unterdrücken zu wollen... Als könnte das gut ausgehen. Der Schritt in Richtung positive Gefühle geht doch eher über die Akzeptanz der negativen Gefühle. Beides schliesst sich zudem ja auch nicht aus. Mann kann durchaus mehrere Gefühle gleichzeitig haben, oder auch in schneller Reihenfolge.

weitere Kommentare laden
5

Es tut mir so leid, was du durchmachen musstest! Trisomie 18 oder auch 13 sind wirklich schlimme Diagnosen. Ich will mir garnicht vorstellen, wie du dich jetzt fühlst! Ich an deiner Stelle würde vermutlich den Kontakt zu der Freundin zunächst erstmal meiden, wenn du meinst, dass sie nach dem Überbringen der Nachricht mit sowas ähnlichem wie "Siehst du!" anfängt. Allerdings frage ich mich dann auch, ob ich sie als wirkliche Freundin ansehen würde, wenn ich keinen Trost von ihr erwarten könnte aber das führt vom Thema weg. Wenn du meinst, dass sie angesichts der Situation doch mit Mitgefühl reagieren könnte, würde ich ggf. vor dem Überbringen der Nachricht zu ihr sagen: Ich bitte dich jetzt nicht wieder damit anzufangen, dass ich Schuld bin, sondern mir einfach nur Trost zu spenden, mir geht es mit der Situation wirklich garnicht gut! Wenn Sie dann wirklich noch damit anfangen würde dich als die Schuldige hinzustellen, würde ich vermutlich die Freundschaft kündigen, weil dann ist da null Empathie bei deiner Freundin vorhanden und ohne wäre es für mich keine Freundschaft.


Ich persönlich glaube ja sehr stark an das Bauchgefühl einer Mutter. Ich könnte mir gut vorstellen, dass manche es intuitiv spüren, wenn etwas nicht in Ordnung ist.

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit und dass sich das mit deiner Freundin positiv klärt!

Bearbeitet von Mystic8
6

Jemanden mit so verrückten Ideen würde ich nicht in meinem Leben haben wollen und mich entsprechend nicht mehr melden.

Niemand denkt seinem Kind eine Krankheit „bei“ und niemand darf einem wegen der Behinderung seines Kindes ein schlechtes Gewissen machen.

Der Entschluss für oder gegen ein Kind mit Behinderung ist hart und wird dir in beiden Fällen einiges abverlangen (ich habe auch ein Kind mit Behinderung), du wirst dann und wann den Rückhalt deiner Freund*innen brauchen. Da kannst du wen von der „hast du dir alles selbst zuzuschreiben“-Fraktion in der Pfeife rauchen.

Nichtmal ich will bei Schwierigkeiten und Krisen hören, dass dies-und-das selbstgewähltes Schicksal sei, obwohl man das in meinem Fall so sehen könnte (es ist ein Pflegekind). Trotzdem ist es doch manchmal schwer und Klugschwätzer sind wenig hilfreich, oft sogar verletzend.

Alles Gute für euch.

:)

18

Danke für Deine Antwort. Das ist es ja: ICH will sie, wenn ich ehrlich zu mir bin, eigentlich auch nicht mehr treffen nach dieser Aussage. Aber sie war mir doch mal eine sehr gute Freundin, und irgendwie fühle ich mich verpflichtet.

28

Sie hat sich ja auch nicht verpflichtet gefühlt, als sie dir so du,es, verletzendes Zeug gesagt hat. Da hätte ich an deiner Stelle keine falschen Hemmungen…

7

Für mich klingt es als wäre sowieso von ihrer Seite kein Interesse wenn es wieder an dir liegt sich zu melden. Oder hat sie Kontakt aufgenommen und du hast sie auf Grund deines schweren Schicksalsschlag ignoriert?

Diese Sprüche ala positive thinking oder Karma sind einfach der unschuldige Versuch von Menschen, die bisher Glück im Leben hatten, sich die Welt schöner zu reden.

Ich denke, sie meinte es nur gut, ala "glaub an dich und dein Baby" und wollte dir keine Schuldgefühle machen. Es ist so einfach, wenn alles im Leben glatt läuft, sich damit alles schön zu reden. Ein bisschen Esoterik angehaucht sind gerade so viele Menschen und versuchen da andere dafür zu begeistern.

Ganz ehrlich, ich freu mich für jeden der an das glauben kann weil er/sie noch keine schlechten Erfahrungen sammeln musste.

Falls ihr wieder Kontakt aufnimmt, wird sie sicher nichts in die Richtung mehr sagen (außer sie ist eine total empathielose..)

Bearbeitet von MissionBaby
19

Du hast natürlich Recht. Sie hat sich weder nach ihrem Umzug noch jetzt gemeldet, es war beides Mal ich. Jetzt wo Du es so hervor hebst sehe ich es auch. Vielleicht hat sie gar kein Interesse

8

Hallo!

Es tut mir sehr leid, was du erlebt hast. Ich wünsche dir viel Kraft.
Eine gute Freundin sollte dir beistehen und begleiten, dich unterstützen und aufbauen. Wenn das nicht so ist, ist sie keine Freundin.

Ich würde es direkt ansprechen. Deinen Verlust mitteilen und dann, sollte etwas anderes als Beileid kommen, sagen "ich sehe das anders und ich möchte darüber nicht mit dir sprechen." Thema wechseln. Wenn das nicht akzeptiert wird, Kontakt reduzieren/abbrechen.

Ich habe eine Verwandte, die sehr an Anziehungskraft, positives Denken etc glaubt. Sie geht sogar soweit, dass es Krankheiten/Behinderungen aus ihrer Sicht nicht gibt, das sei alles nur eine "Störung der Lebensenergien". Ich habe mir einmal alles angehört, selbst recherchiert und dann beim nächsten Mal klar gesagt, dass ich das anders sehe. Es kam ein paar Mal zu Diskussionen, seitdem ab und an einen Seitenhieb im Sinne von "aber du siehst das ja ganz anders", "naja, du willst ja nichts darüber wissen". Von meiner Seite dann zurück "ach, das Auto muss in die Werkstatt. WÜNSCHE dir doch einfach, dass es wieder heile ist". Wir haben uns arrangiert. Das Thema wird meist umschifft. Ist aber durchaus anstrengend.

Alles Gute.

9

Es tut mir leid, dass du dein Baby gehen lassen musstest

Ich glaube, eines kann man mal mit Sicherheit sagen, du hast dein Baby nicht "krank gedacht". Du hättest dir noch so viele positive Gedanken machen können, die Trisomie hättest du nicht verhindert können. Ich hoffe, das ist dir bewusst.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass es (beeinflussbare) Lebensbereiche gibt, in denen man sich positive Ereignisse "herbeireden" kann, eine Chromosomenanomalie gehört meines Erachtens nicht dazu.

Warum willst du dich denn überhaupt bei deiner (ehemaligen?) Freundin melden? Sie hat doch offenbar gar kein Interesse an näherem Kontakt zu dir, sonst hätte sie doch schon längst mal nach deinem Baby gefragt? Gut tut sie dir auch nicht, offenbar sind eure Ansichten in wesentlichen Punkten sehr konträr. Ich würde es lassen an deiner Stelle.

20

Ja, jetzt wo ihr das schreibt sehe ich auch dass sie eventuell gar kein Interesse hat (hatte). Ich weiss auch nicht warum mich das so beschäftigt. Vielleicht hänge ich noch einem veralteten Bild von ihr und uns nach, als wir noch enger befreundet waren. Eventuell sollte ich das wirklich überdenken. Danke!